Vom 16. bis 28. März 2015 habe ich zusammen mit Sebastian eine Reise durch den Vietnam unternommen. Gebucht hatten wir das Ganze über das Travelbird-Portal, der Endanbieter schlussendlich war Sinorma Reisen. Auf dem Reiseprogramm standen Hanoi, die Halong-Bucht, Ho Chi Minh, das Mekong Delta als auch Mui Ne/Phan Thiet.

Wieso Vietnam? Diese Frage wurde mir vor der Abreise gleich von mehreren Personen gestellt und ich muss mir ehrlich zugestehen – ich hab mich das selber auch gefragt. Wieso also? Ich denke die Antwort ist vor, als auch nach der Reise, mit mehreren Faktoren zu beantworten. Vor der Reise habe ich das Angebot dieser Reise bei Travelbird entdeckt und war vom Preis-/Leistungsverhältnis beindruckt. Ebenfalls war ich auch etwas fasziniert vom Gedanken eine erste Asien-Reise zu unternehmen und dies in ein nicht gerade alltägliches Reiseland (von dem ich im übrigen fast nichts wusste). Zum Anderen hat mein kleiner Reisemuffel Sebastian dazu spontan Ja gesagt! Als er auch nach dreimaligem Nachfragen immernoch sein Ja dazu gegeben hat, habe ich die Reise noch am gleichen Abend gebucht. Bevor er es sich anders überlegen konnte 🙂

Nach der Reise sehe ich ebenfalls mehrere Faktoren als Antwort: es ist ein Land – vom Krieg geprägt – welches den Tourismus noch nicht so ganz entdeckt hat (auch mal schön!). Und ich denke dieses Land machen vor allem die dort lebenden Menschen aus. Täglich herrscht ein wildes Treiben auf den Strassen und jeder versucht noch irgendein eigenes Geschäft zu betreiben. Man kann sich den ganzen Tag damit beschäftigen, einfach diesem Treiben zuzuschauen. Und nebenbei gibt es einige schöne Landschaften zu entdecken und Kilometer von Reisfeldern. Und wo kann man schon mal mit mehreren Millionen (vietnamesischer Dong) in den Hosentauschen ganz entspannt herum spazieren?

Wenn ich normalerweise verreise, habe ich mich entsprechend vorbereitet. Ich weiss was wo ist und ich habe eine Vorstellung davon wie es sein wird. Bei dieser Reise war dies anders. Zum Einen wusste ich, das wir in der Reisegruppe bestens versorgt sein werden und zum Anderen fand ich es mal spannend, ohne jegliche Erwartungen ein völlig fremdes Land zu bereisen. So habe ich nur mal eben noch auf der Weltkarte nachgeschaut, wo Vietnam wirklich liegt, habe den Wetterbericht noch gecheckt und zwei separate Touren noch im Voraus gebucht, da wir einige freie Zeit im Reiseprogramm hatten.

Und so gings am 16. März dann los. Von Zürich aus sind wir über Moskau nach Hanoi geflogen. Morgens um 8.30 Uhr sind wir Zuhause losgelaufen und Morgens um 11 Uhr vom Folgetag waren wir schlussendlich in unserem ersten Hotel in Hanoi, dem Hanoi Sofitel Plaza, angelangt. Dazwischen lagen 6 Stunden Zeitverschiebung und ein langer Flug mit Aeroflot. Da unsere Zimmer zum Zeitpunkt der Ankunft noch nicht bereit waren, brachen wir spontan und hundemüde zu einer ersten Stadtbesichtigung zu Fuss auf. Wo ist noch gleich das Stadtzentrum? Etwas verwirrt betrachte ich die Karte von Hanoi. Da sind zwar verschiedene Dinge eingezeichnet wie das Old Quarter und das Ho Chi Minh Mausoleum, aber so richtig ein Stadtzentrum in klassischen Sinne gibt es nicht.

Vor dem Hotel wurden wir gleich von zwei Dingen erschlagen; zum einen von der hohen Luftfeuchtigkeit von ca. 97%, gemischt mit ca. 30 Grad Aussentemperatur, und zum anderen vom Verkehr! Verkehr ist vieleicht der falsche Ausdruck, eher eine unglaubliche Anhäufung von chaotischen Rollerfahrern sowie einige Autofahrern. Regeln scheint es keine zu geben! So gleich stellte sich für uns eine grosse Frage, nämlich wie man denn da unbeschadet die Strasse überquert ohne Fussgänger-Streifen. Wir entschieden uns erstmals einfach keine Stassenseiten zu wechseln und schlenderten etwas ums Quartier vom Hotel rum. Um ca. 13 Uhr erhielten wir dann endlich das Hotelzimmer, dieses hatten wir auch beide bitternötig. Denn wir haben beide auf dem Hinflug praktisch nicht geschlafen und waren schon über 24h auf den Beinen.

Es blieb jedoch nicht viel Zeit für ein Nickerchen, denn schon um 15 Uhr wurden wir von zwei Studentinnen auf Rollern zur Street Food Tour abgeholt. Da wir für den ersten Reisetag kein Reiseprogramm hatten, hatte ich diese Tour im Vorfeld schon gebucht (www.hanoistreetfoods.com), in der Annahme um ca. 10 Uhr im Hotel zu sein. Nach nur 2h Schlaf war es eine echte Herausforderung für uns, nochmals rauszugehen. Aber es hatte sich gelohnt! Ui habe ich nur gedacht, als ich mich mit kleinem Helm bestückt bei Lilly hinten auf den Roller gesetzt habe. Sebastian hat derweil hinter Jane Platz genommen. Ein kurzer Blick zu ihm und schon bog Lilly in die Strassen Hanois ab. Uiuiuiui ging mir durch den Kopf, gefolgt von einem kleinen Schrei, der Lilly aber derart irritiert hat, dass ich dies nachher unterlassen habe.

Insgesamt standen 10 Stopps auf dem Programm. Von Vietnamesischem Frühstück über Mittag- und Abendessen, Dessert als auch Eier-Kaffee stand einiges auf dem Programm. Gekocht mit einfachsten Mitteln in kleinen Strassenküchen. Alleine hätten wir uns niemals getraut da zu essen (geschweige denn hätten wir auf vietnamesisch eh nichts bestellen können). Jedes mal mussten wir auf ganz kleinen Plastikstühlchen Platz nehmen. Bei uns würden nur Kinder auf sowas sitzen, aber so haben uns unsere Guides erzählt, könnten diese Stühlchen beim Eintreffen der Polizei schnell weggeräumt werden. Denn eigentlich ist das auf dem Gehweg gar nicht erlaubt.

Die Vietnamesische Küchen beinhaltet viel Reis, Fisch, Nudeln, Hühnchen und vor allem viel Suppe und Fischsauce. Viele Nahrungsmittel mussten wir erst in Sauce oder Suppe tauchen, bevor wir sie essen durften. Erstaunlicher Weise war auch gar nichts scharf. Erst auf Nachfrage haben wir dann eine scharfe Sauce erhalten, die es aber dann ordentlich in sich hatte!

Und was noch viel erstaunlicher als das nicht scharfe Essen war: der Verkehr scheint trotz der chaotischen Zustände zu funktionieren. Ich habe auf jeden Fall in den zwei Wochen kaum einen Unfall gesehen! Und obwohl ich mir jedes Mal fast in die Hosen machte, wenn Lilly da einfach frohen Mutes mitten in einen Kreisel oder in eine Kreuzung gefahren ist und von rechts, links, vorne und hinten noch 100 andere Roller und Autos waren – es hat jedes Mal funktioniert! Die Vietnamesen sind sich das gewohnt und nehmen sehr viel Rücksicht aufeinander. Und sie hupen leidenschaftlich gerne.

Gemäss Lilly und Jane waren vor ca. 20 Jahren auch fast nur Fahrräder in der Stadt unterwegs. Mitterweile erhalten sie aber so günstig Roller aus China, sodass halt fast jeder einen solchen Roller hat. Sie hatten auch noch einen Tipp für uns parat wie wir heil über die Strassen kommen: einfach gehen, niemals stoppen oder rückwärts gehen, denn das sind sich die Vietnamesen nicht gewohnt. Und als Tüpfelchen auf dem i: sollte es mal brenzlig werden, einfach die Augen schliessen!

Bis dahin wusste ich auch nicht, dass der Roller ein so tolles Transportmittel ist. Ganze Familien haben darauf Platz – Höhepunkt war ein Pärchen mit 3 Kindern auf einem Roller. Oder ein Roller auf dem Roller! Oder eine ganze Matratze auf einem Roller, die vom Beifahrer liebevoll festgehalten wird. Ich bin überzeugt die Vietnamesen erledigen auch ganze Umzüge mit ihren Rollern.

Mit vielen neu gewonnenen Eindrücken – und deutlich entspannteren Blick gegebenüber dem Verkehr von Hanoi liessen wir den Tag in der Rooftopbar von unserem Hotel ausklingen. Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Car los, zuerst auf Stadtbesichtigung von Hanoi. Vieles hatten wir schon auf unserer Street Food Tour gesehen. Geführt von Huan, unserem deutschsprachigen Reiseführer, haben wir das Ho Chi Minh Mausoleum, die Einsäulenpagode und den Literaturtempel etwas genauer angeschaut. Abgerundet wurde die Stadtbesichtigung mit einer Rikscha-Fahrt durch das alte Quartier.

Danach fuhren wir in ca. 4 Stunden – mit einem kurzen Stopp in einer Perlenfabrik – nach Halong. Wir übernachteten im Halong Plaza Hotel (sehr empfehlenswert u.A. die Zimmermusik mit Rammstein!). Halong hat den Tourismus schon etwas mehr entdeckt als Hanoi. Aber man geht auch nicht nach Halong wegen der Stadt, sondern wegen der Halong Bucht. Diese ist wirklich sehenswert! Staunend haben wir vom Schiff aus die kleinen Insel betrachtet und unter anderem erfahren, dass die «Bucht» über 1500km2 gross ist und über 1969 kleine Insel mit Kalkfelsen zählt. 1994 wurde die Bucht von Unesco zum Weltnaturerbe erklärt. Einzig der viele treibende Müll im Wasser störte die Idylle etwas.


Unterwegs haben wir noch die Fledermausgrotte bestaunt und haben über fiese Treppenstufen eine der vielen Inseln erklommen. Zu guter Letzt gab es noch ein Mittagessen auf dem Schiff mit verschiedenen Meeresfrüchten. Danach ging es mit dem Car für eine weitere Nacht zurück nach Hanoi. Standesgemäss haben wir den Abend wiederum in der Hotelbar ausklingen lassen.

Der darauf folgende Tag stand zur freien Verfügung. Auch hier hatte ich im Vorfeld bereits eine Tour gebucht und zwar bei www.luxurytravelvietnam.com. Ein Guide sowie ein Fahrer holten uns am Morgen in unserem Hotel ab und brachten uns ca. 1h Stunde nördlich von Hanoi in ein kleineres Dorf. Auch dieses Dorf gehört immernoch zu Hanoi; wie wir erfuhren gehören alle Dörfer im grossen Umkreis allesamt zu Hanoi. In diesem Dorf waren wir zu Gast bei einem einheimischen Bauern. Dieser reichte uns Tee und führte uns danach auf sein Gemüsefeld etwas ausserhalb von Dorf. Er erklärte uns viel über die Arbeit der Bauern und ihre Art zu leben. Erstaunt stelle ich fest, dass die Häuser allesamt von mehreren Generationen bewohnt werden. Der erstgeborene Sohn plegt jeweils seine Eltern, wenn diese älter werden und die Grosseltern wiederum kümmern sich um die Enkel. Heiratet ein Sohn eine Frau, so zieht diese einfach mit ein. Viel Privatspähre bleibt da nicht.
Wir halfen dem Bauern etwas beim Tomaten hochbinden, danach haben wir weiter nördlich die Thay Pagoda sowie die Tay Phuong Pagoda besichtigt. Schlussendlich gab es noch ein Mittagessen in einem uralten Dorf.

Am nächsten Tag hiess es Abschied nehmen von Vietnams Norden; mit dem Flieger gings runter nach Ho Chi Minh. Nach dem Flug gab es gleich die Stadtbesichtigtung per Car und wir waren erstaunt, hier plötzlich Hochhäuser und luxuriösere Bauten zu sehen. Hier scheint der Reichtum mehr vorhanden zu sein als im Norden. Dies erklärt sich vieleicht deshalb, dass der Süden viel fruchtbarer ist als der Norden – so kann im Süden z.B. drei Mal pro Jahr Reis geerntet werden und im Norden nur zwei Mal.

In Ho Chi Minh – oder Saigon wie es im Volksmund immernoch heisst – haben wir unter anderem das Kriegsmuseum besichtigt und hier erst wirklich begriffen, was so ein langer Krieg für ein Land wirklich bedeutet. Nebenbei haben wir aber auch noch die Notre Dame sowie das Hauptpostaumt und den Wiedervereinigungspalast gesehen. Es blieb noch etwas Zeit, um am Hotelpool vom Lotte Legend Hotel sich noch ein paar Bier zu genehmigen. An dieser Stelle besonders hervorheben möchte ich noch das WC vom Lotte Legend Hotel. Das tollste Klo Allerzeiten! Zum einen verfügte es über eine Sitzheizung, welche bei mir natürlich schon für viel Begeisterung gesorgt hatte und zum anderen über eine integrierte «Putzfunktion» für den Allerwertesten. Ich empfehle einfach, den Wasserstrahl nicht auf volle Leistung einzustellen, sonst findet da eine ziemliche Tiefenreinigung statt 🙂

Es näherte sich uns ein weiteres Highlight auf unserer Reise am nächsten Tag, nämlich das Mekong Delta. Der Mekong ist über 4000km lang und fliesst von China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha schlussendlich nach Vietnam und mündet im Delta schlussendlich im Südchinesischen Meer.
Bevor wir zum Delta kamen, besichtigten wir noch die beindruckende Vinh Trang Pagode mit riesigen Buddha-Figuren!

Das Delta wiederum erkundeten wir wiederum mit dem Schiff. Auch hier hat der Tourismus schon Einklang gefunden, denn es ging alles sehr geregelt von dannen. Auf das Schiff, runter vom Schiff, auf zum Schnaps trinken, zu Fuss über die Brücke, mit der Kutsche ein paar Kilometer, danach Aperitiv mit Musik und Bootstour mit kleinen Booten, danach wieder aufs Schiff, runter vom Schiff, zu Fuss zum Mittagessen und schlussendlich mit dem Schiff zurück. Trotz dem durchaus für Touristen gemachten Programm haben wir den Tag im Mekong Delta sehr genossen!

Auf dem Rückweg nach Ho Chi Minh wurde unsere Reisegruppe sehr von unserem Reiseführer Huan erheitert, denn er gab Ostfriesen-Witze aus seinem persönlichen Witzbuch zum Besten. Die Witze an sich wären gar nicht so lustig gewesen, aber die Art wie er sie in seinem gebrochenen Deutsch vorgetragen hat und vor allem wie er danach gelacht hat, das war schon wirklich sehr amüsant!
Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, gab es am Abend ein Nachtessen auf dem Schiff mit Blick auf die Skyline von Ho Chi Minh. Am Abend hiess es dann leider schon Abschied nehmen von einigen aus unserer Reisegruppe und auch allgemein vom organisierten Reisen mit unserem Reiseleiter, denn es stand nun nur noch der Badeaufenthalt von Mui Ne/Phan Thiet auf dem Programm.

Ein letztes Mal wurden wir auf der ca. 4 stündigen Fahrt in den Süden von unserem Reiseleiter Huan erheitert. Er erklärte uns, dass eine Autobahn aus Ho Chi Minh in Richtung Süden gebaut wurde, welche sehr viel Zeit spart nach Mui Ne. Und dann ganz im Stil vom Huan «aber leider nur für 50 Kilometer»! Was war das für ein Gegröle im Bus! Er war wirklich immer für einen Spruch zu haben. So hörten wir während der ganzen Reise von ihm auch immer «aber leider – wir haben keine Zeit!», wenn er z.B. erzählte was man wo alles noch besichtigen könnte.
4 Stunden später war es dann auch Zeit Huan auf Wiedersehen zu sagen. Getröstet wurden wir sofort, den das Bamboo Village Hotel ist ein absoluter Traum. Wir hatten im Vorherein bereits ein Zimmerupgrade auf ein Bungalow mit Meerseite gebucht und wurden nicht enttäuscht! So konnten wir einige schöne Tage (bzw. wirklich heisse Tage mit bis zu 37 Grad Maximaltemperatur) am Meer geniessen. Leider waren die Wellen für mein Geschmack viel zu hoch, aber der Pool tats auch. Und die Sonne hat unsere weissen Winterkörper ziemlich arg verbrannt, die war schon sehr intensiv – sogar für mich.

Einen halben Tag lang haben wir dann mit einem Tourguide noch das Fischerdorf von Mui Ne besichtigt, ebenso die roten und weissen Sanddünen als auch «Fairy Spring». Viel mehr gab es da unten leider nicht zu sehen. Und obwohl die Gegend schon für den Tourismus gebaut ist, ist es doch noch weit davon entfernt. So waren die meisten Restaurants vom Essen her relativ enttäuschend und in den Shops gab es nicht viel zu kaufen. Ausserdem waren die meisten Touristen russischer Herkunft und daher war auf viel auf Russisch angeschrieben.
So haben wir einfach in unserer Hotelanlage entspannt und uns auch noch schöne Massagen gegönnt. Und natürlich die Happy Hour in der Bar voll ausgekostet. Von meinem Magenproblemen erwähne ich lieber nichts 😉

Am 27. März wurden wir von dem Car dann für eine letzte Nacht zurück nach Ho Chi Minh gebracht, wo wir nochmals im Lotte Legend Hotel übernachteten. Ein letztes Mal noch im Pool geschwommen und das üppige Hotelbuffet genossen und dann ging es auch schon mit dem Flieger über Moskau zurück nach Hause. Es blieb leider gar nicht mehr viel Zeit, allen aus der Reisegruppe gross tschüss zu sagen. Es war auf jeden Fall wiederum eine sehr lustige Gruppe, mit der ich unterwegs war und ohne die die Ferien auch nur halb so lustig gewesen wäre.