Schon länger hatten Sebastian und ich mal davon gesprochen, an der Nordsee Urlaub zu machen. Ursprünglich darauf gekommen sind wir während unseren Vietnam-Urlaubes im 2015, als wir in unserer Reisegruppe ein Ehepärchen aus Esens/Bensersiel kennen lernten.

Erst mal mussten wir eine Unterkunft finden. Ich wollte nicht zu viel Geld dafür ausgeben und habe daher nach etwas Recherche eine tolle Ferienwohnung auf einem Bauernhof in Dunum gefunden (www.ferienhof-janssen-dunum.de), welche mit 25 Euro pro Tag sehr preiswert war und zudem in Gehdistanz eine Bäckerei hatte.

Als nächstes kam natürlich die Frage auf, wie wir die knapp 950km Strecke (Fahrzeit ca. 9h 30min) bewältigen sollen. Sebastian wollte die Strecke zuerst in einem Stück durchfahren, was mir natürlich gar nicht passte. Zum einen leidet die Konzentration und zum anderen ist es einfach schlicht langweilig so lange am Stück zu fahren. Nach einigen Diskussionen einigten wir uns schliesslich auf je eine Zwischenübernachtung auf zirka halber Strecke.

Reisetagebuch

Donnerstag, 6. Juli 2017
Wir mussten beide noch bis nach 16 Uhr arbeiten. Danach packten wir in Windeseile unsere sieben Sachen zusammen und fuhren in Sebastians altem 5er BMW los gegen Norden. Temperaturen um die 30 Grad machten die Fahrt anfangs nicht ganz so gemütlich, hat ein so altes Auto dann doch nicht ganz eine solch tolle Klimaanlage zu bieten 🙁
Unterwegs besserte es dann aber von den Temperaturen her und der Verkehr war zum Glück sehr human, wir kamen zügig voran und konnten um 21:30 Uhr nach einer 450km Fahrt dann auch schon in unserem Hotel, dem Ibis Budget Hotel in Wiesbaden, einchecken.

Freitag, 7. Juli 2017
Nach einem Frühstück gings auch schon los weiter in Richtung Norden. Die Gegend wurde flacher und flacher und somit war auch die Fahrt dann nicht weiter spannend. Gegen Nachmittag konnten wir unsere Ferienwohnung in Dunum beziehen und brauchten erstmal etwas Erholung von der langen Fahrt und auch von der letzten Nacht; in Wiesbaden tobte ein heftiges Gewitter – hab selten so nahe viele Blitzeinschläge und lauten Donner gesehen und gehört!
Gegen Abend setzten wir uns dann doch nochmal ins Auto und fuhren zuerst ins knapp eine Fahrstunde entfernte Budjadingen. In dem Ort war aber dann nicht wirklich viel los. So sassen wir bald in einem Restaurant und probierten das erste Mal Nordseekrabben.
Später gings weiter zu unserem ersten Highlight der Ferien: einer Wanderung durch das Wattmeer. Es gibt zahlreiche geführte Wanderungen, wir hatten uns für eine 1.5 stündige Sonnenuntergangswanderung mit Matthias Schulz (http://www.wattwanderung.de/) nahe Butjadingen entschieden gehabt. Das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer ist etwas ganz besonderes und sollte niemals alleine erkundet werden, da Priele sehr schnell mit Wasser voll laufen können und einem den Rückweg abschneiden – oder auftauchender Nebel versperrt einem die Sicht. Sebastian und ich waren während der Wanderung dann auch wirklich überrascht wie schnell das Wasser gestiegen ist, das hätten wir komplett unterschätzt!
Eine Wattwanderung kann barfuss unternommen werden, ist jedoch wegen teilweise scharfen Muscheln nur bedingt zu empfehlen. Ich hatte meine geschlossenen Badeschuhe dabei, Sebastian seine alten Turnschuhe. Ansonsten hätten wir auch noch spezielle Socken mit Plastiksohle kaufen können.

Die geführte Wanderung mit Matthias war dann absolut super! Er erzählte viel über die Eigenheiten vom Wattmeer und natürlich auch über die darin lebenden Tiere. Besonders interessant waren die Wattwürmer, welche überall auf dem Boden Spaghetti-ähnliche Sand-Kackhaufen hinterliessen 🙂

Samstag, 8. Juli 2017
Der Samstag startete typisch Ostfriesisch – wir waren nämlich auf 10 Uhr zum Ostfriesentee bei Anneus und Gabriele in Esens eingeladen. Das Teetrinken hat bei den Ostfriesen eine lange Tradition und es darf dann auch nur ein richtiger Ostfriesentee sein, gemischt aus verschiedenen Schwarzteesorten und dann auch nur von den richtigen Teehandelshäusern – jeder scheint da seine eigenen Vorlieben zu haben. Unsere Gastgeber schwörten auf jeden Fall auf den Thiele Broken Silber Tee, der auch wirklich sehr lecker war. Getrunken wird der Tee zusammen mit einem Stück weissem Kandiszucker und einem Löffel Sahne.
Im Anschluss an die Teestunde führte uns Anneus durch den schönen Ort Esens und erklärte und viel zur Geschichte des Ortes und den einzelnen Gebäuden. Zu guter Letzt bekamen wir von Gabriele noch ein typisches Nordsee-Essen serviert; Matjes (Hering) und Bratkartoffeln. Wir hatten uns schon am Vortrag gefragt, ob Matjes echt gut zum essen ist und wir waren beide sofort begeistert davon. Der salzige Geschmack hat uns sofort überzeugt und während unseres weiteren Urlaubes an der Nordsee haben wir noch oft mal schnell ein Matjes-Brötchen mit Zwiebeln verdrückt!

Später am Tag erkundeten wir die Orte Bensersiel und Neuharlingersiel und machten es uns zwischendurch auch mal in einem Strandkorb an der Nordsee gemütlich, das wollte ich schon lange mal!

Etwas gewöhnungsbedürftig war am Anfang unseres Urlaubes, dass man während einer Fahrt entlang vom Meer das Meer gar nicht zu Gesicht bekommt. Das Land und Meer wird von hohen Deichen getrennt, welche Fluten verhindern. Auf den Deichen weiden meist Schafe. War etwas schade, wenn man wusste nie wie es gerade hinter dem Deich aussah – sprich ob es sich lohnte mal einen Stopp einzulegen oder nicht.

Den Abend verbrachten wir schlussendlich am grossen Schützenfest von Esens mit diversen Bahnenfahrten, leckerem Essen, einigen Bieren und diversen Schiessversuchen mit Gewehr und Pfeil und Bogen an den vielen Ständen.

Sonntag, 9. Juli 2017
Am Morgen spazierten wir nach einer ca. einstündigen Autofahrt erstmal gemütlich zu «Ottos» Leuchttum, dem Pilsumer Leuchtturm nahe dem Ort Greetsiel. Weiter gings dann auch gleich noch in den Ort Greetsiel selber, der wirklich sehr schön ist mit dem kleinen Hafen und den beiden Zwillings-Windmühlen am Eingang vom Ort.
Weiter gings mit einem Besuch in der Seehund Station im Ort Norden, sowie einem kurzen Spaziergang und Sonnenbad am Strand.

Danach wartete für Sebastian eine Überraschung, welche ich vorgängig gebucht hatte: eine zwei stündige Ausfahrt mit «Hot Rods» (http://hotrod-citytour-ostfriesland.com). Die GoKarts mit Strassenzulassung erreichen bei 170ccm Hubraum eine Höchstgeschwindigkeit von über 80km/h, was natürlich für ordentlich Fahrspass sorgte! Nach einer kurzen Einführung durch unseren Guide gings auch schon los und nach kurzer Eingewöhungszeit zur sehr direkten Fahrweise der Hot Rods probierten wir auch schnell aus, wie schnell die Dinger wirklich fuhren 🙂
Die Tour führte uns durch viele kleinere Orte und durchs Ostfriesenland hindurch. Auch ein Halt beim Störtebekerturm lag noch drin, der gemäss Erzählungen mal der Zufluchtsort vom Pirat Störtebeker war.
Nach der Tour gingen wir noch kurz im grosszügigen Park vom Schloss Lütetsburg spazieren und liessen uns ein Abendessen in Bensersiel schmecken.

Zurück in unserer Ferienwohnung angekommen, wurden wir vom Besitzer-Ehepaar dann noch zu einem Bier eingeladen. Die Beiden sind beiden pensioniert, er Bauer und sie Bürofrau, und hatten an diesem Abend einige Nachbarn eingeladen. Wir waren sehr überrascht über die Einladung und verbrachten dann einige lustige Stunden bis spät in die Nacht zusammen mit den Dunumer Einwohnern, die viel über Land und Leute zu erzählen wussten.

Montag, 10. Juli 2017
Schon früh mussten wir aus dem Betten – zu früh für unseren Geschmack. Schon um 5:45 Uhr klingelte der Wecker und um 8 Uhr waren wir dann auch schon auf der Fähre von Norddeich zur Nordsee Insel Norderney eingecheckt. Die einstündige Fahrt verging wie im Flug, wir hatten sie grösstenteils verschlafen.
Angekommen auf Norderney wurden wir um 9 Uhr dann von Michael Glabisch zur rund 3-stündigen Segway Tour (http://landtours-norderney.de) über die Insel begrüsst. Erstmal erfolgte eine sehr detaillierte Einführung durch Michael, bei der das Fahren auf den Segways ausführlich geübt wurde. In einer kleinere Gruppe gings danach auch schon los auf Erkundungstour. Zuerstmal zu einem Aussichtspunkt; leider war das Wetter anfangs noch nicht ganz so gut, es fehlte etwas der Sonnenschein! Schon nach wenigen Minuten machte das Segway-Fahren unglaublich Spass und mit rund 20km/h lässt sich auch ein ordentliches Fahrtempo erzielen. Schon erstaunlich, wie fein die Dinger auf Gewichtsverlagerungen reagieren! Es ging weiter einmal quer über die Insel, unter anderem auch noch durch einen kleinen Wald, zum Leuchtturm und zum Hafen. Die Schönheit der Insel bekamen wir so immer mehr zu Gesicht und auch die Sonne zeigte sich immer mehr!
Schlussendlich schlenderten wir noch durch den Ort Norderney und spazierten schlussendlich entlang vom schönen weissen Sandstrand zurück zu unserer Fähre. Ein Abendessen beim Chinesen in Wittmund war dann der letzte Programmpunkt an diesem Tage.

Dienstag, 11. Juli 2017
Nicht ganz so früh wie am Vortag, aber dennoch nicht allzu spät waren wir auch schon wieder auf einem Schiff. Diesmal vom Hafen in Bensersiel aus zur Insel Spiekeroog. Die Insel ist komplett Autofrei und anscheinend wird auch das Radfahren dort nicht gern gesehen.
Bereits kurz vor dem Anlegen mit dem Schiff auf Spiekeroog gerieten wir in einem bösen Regenschwall. Wir entschieden uns trotzdem, im Regen vom Hafen zum Ort Spiekeroog zu laufen – ein Fehler! Der Himmel ergoss sich über uns in Schwallen und binnen wenigen Minuten waren wir komplett durchnässt! So hatten wir uns Spiekeroog nicht gerade vorgestellt 😉
Aus der Not heraus entschieden wir uns für einen Besuch im Spiekerooger Hallenbad – zum einen um die Zeit zu überbrücken bis es aufhörte zu Regnen und zum anderen um die Haartrockner dort intensiv für die Trocknung unserer Kleider und unserer Schuhe zu brauchen. Mit 5 Euro war der Schwimmbadeintritt immerhin noch einigermassen erschwinglich.
Nach knapp 2 Stunden war der Wetterspuk dann endlich vorbei und die Sonne und der blaue Himmel kamen zum Vorschein. Mit noch etwas feutchen Hosen und Schuhen spazierten wir schlussendlich zum grossen und wilden Strand der Insel und schlenderten schon bald barfuss dem Meer entlang. Das hat mir sehr gut gefallen, da hätte ich es durchaus noch länger ausgehalten!
Weiter spazierten wir durch Dünen und Wegen zurück zum Ort Spiekeroog, der im Sonnenschein auch gleich mal noch viel schöner aussah. Schlussendlich assen wir eine super leckere Pizza in der Givtbude (http://www.givtbude-spiekeroog.de), was war wirklich eine der besten Pizzen seit Langem!
Wegen der Gezeiten gab es von Spiekeroog zurück Nachmittags gerade ein einziges Schiff, welches um 16:25 Uhr losfuhr. Dies mussten wir dann auch wieder erwischen, um nicht noch unfreiwillig auf der Insel übernachten zu müssen.

Nochmals wurden wir von unserer netten Ferienwohnungs-Vermieterin zu einem Bier eingeladen. Sie zeigte uns dabei noch den Hof und hatte einfach viel Freude an uns – wir natürlich auch! Schön wenn man so herzlich aufgenommen wird und so viel mehr erfahren kann, als man es sonst während eines Urlaubes kann.

Später am Abend besuchten wir Anneus und Gabriele erneut in Esens. Gemeinsam mit den Beiden sowie deren Tochter Frauke besuchten wir erneut das Schützenfest Esens und bewunderten dort kurze Zeit später das grosse und schöne Feuerwerk! Das war wirklich ein toller Abschluss von unserem Nordseeurlaub.
Nach dem Feuerwerk wurde ich durch Anneus und Gabriele noch in «Sinbohntjesopp» eingeführt. Der Likör aus Branntwein, Zucker und Rosinen wird nach ostfriesischem Brauch bei der Geburt eines Kindes angesetzt, um ihn dann mit Freunden und Nachbarn gemeinsam zu trinken und damit natürlich auf das Kind anzustossen.
Die «beschwipsten» Rosinen haben ziemlich intensiv geschmeckt, zum Trinken war das aber dann doch ganz lecker und ordentlich vom Alkoholgehalt her.

Mittwoch, 12. Juli 2017
Es gab ein letztes Matjes Bröchten zum Frühstück, danach düsten wir südwärts im übelsten Wetter – es regnete aus Kübeln! Etwas für Erheiterung und Erholung sorgte ein Besuch in der schönen Therme von Euskirchen. Die Therme war super schön mit vielen Palmen und Orchideen – und was ich an deutschen Thermen besonders mag – es gab eine Bar im Wasser und auch noch ein Restaurant in der Therme. So lässt es sich einem gut gehen.
Jedoch wurden wir auch in der Therme nicht vom Regen verschont! Erstmal hat es uns draussen im Wasser so richtig übelst verregnet (gut es war noch aushaltbar, da wir ja bis zum Kopf im warmen Wasser steckten), jedoch mussten wir kurze Zeit später dann tatsächlich noch das Wasser verlassen, da ein Gewitter in der Nähe war. So blieben wir nicht mal in der Therme vom Wetter verschont. Die Wartezeit liess sich aber mit einem guten Cocktail dann doch ganz ordentlich überbrücken 🙂

Weiter ging die Fahrt bis an den Nürburgring. Da Sebastian einige Wochen vorher sein umgebauter Renn-BMW kaputt ging, haben wir beschlossen, diesen gleich noch mit dem Anhänger mit in die Schweiz zu nehmen, wenn wir schon fast da durch fahren. Es brauchte dann aber viel Geduld meinerseits, bis Sebastian dann das Ding endlich mal auf dem Anhänger verladen hatte…
Schlussendlich assen wir in der «Pistenklause» zu Abend. War nicht ganz nach meinem Geschmack – ist wohl eher ein Männerlokal, war auf jeden Fall saumässig laut und stank extrem nach dem vielen Fleisch, welche die Leute auf heissem Stein bestellten. Naja.
Übernachtet hatten wir schlussendlich in einer kleinen Pension in Nürburg.

Donnerstag, 13. Juli 2017
Der langweiligste Tag überhaupt! Vom Urlaub nach Hause fahren gehört definitiv nicht zu dem, was ich gerne mache. Und die knapp 500km mit Anhänger zu fahren bei knapp 80km/h brauchte dann doch ordentlich Nerven. Zu allem übel staute es überall und schlussendlich verbrachten wir von 8:30 Uhr Morgens bis Nachmittags um 16 Uhr die Zeit im Auto mit einem kurzen Stopp an einer Raststätte. Halleluja!